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Spätes Date mit einem alten Traumauto

Zugegen bin ich kein ausgesprochener Autonarr und fahre eigentlich eher wertungsfrei alles was sich auf vier Rädern bewegt. Habe selbst schon als Vielfahrer hinter dem Steuer von sieben verschiedenen Autos gesessen und zu meiner Zeit als freier Redakteur vom Stadtmagazin Blitz Leipzig den ein oder anderen Testwagen gelenkt. Sicher ist Komfort eine Klasse Sache wenn man am Tag über zwei Stunden Lebenszeit mit der rollenden Blechbüchse verbringt. Aber letztendlich ist ein Auto für mich eben ein Auto, ein Fortbewegungsmittel, ein Hilfsmittel verschiedenster Qualitätsstufen um von A nach B zu kommen. Nicht mehr und nicht weniger. 

 

Kleine Episode am Rande. Um für das besagte Stadtmagazin möglichst viele „Westautos“ testen zu können, schrieben wir damals die Autohersteller an was das Zeug hielt. Man wollte schließlich auch mal mitreden können wenn über Mercedes, Nisan, Lancia  usw. geschwärmt wurde. So kurz nach der Wende waren wir noch nicht so firm, was die Automarken betraf. Also ging auch ein Schreiben mit der Bitte um Bereitstellung eines Testwagens raus an Scania. ……Bekommen haben wir eine Zugmaschine nicht, uns wurde freundlich aber bestimmt abgesagt. 

 

Foto: NL 29.08.2020
Foto: NL 29.08.2020

Das war scheinbar in frühen Kindertagen anders. Ich war in den 1970er Jahren förmlich verliebt in Onkel Dieters Wartburg. Diese Kindheitserinnerung schoss mir wieder in den Kopf als ich im August 2020 beim Tag des offenen Weingutes sah. Da stand er, rot, na sagen wir eher orangerot, mit weißen Applikationen. Chromglänzenden Lampenringen, Seitenleisten, Grill und Stosstangen….. 

Fotos: NL 29.08.2020

Ein Wartburg 312/5 Camping Limousine. Ein Traum in Blech aus der Eisenacher Automobilschmiede. Da stand er, zwar in orangerot. Mein damaliges Traumauto war (noch schöner) weinrot/weiß. So denke ich mich zu erinnern. 

Beweisen kann ich das (noch) nicht. In schwarz weiß ist auch orange dunkel. Ich dachte es gab das Foto auch in Farbe. Was fast schon eine Besonderheit Anfang der 1970er Jahre in der damaligen DDR wäre. Finde aber momentan nur dieses s/w Foto. Ja auch das soll bei meiner eigentlich in Bezug auf Fotos „recht ordentlichen Ordnung“ vorkommen. Aber vielleicht finde ich es ja noch. Ach was ich frage beim nächsten Treffen einfach meinen Onkel, denn das ist glücklicherweise noch möglich. 


Ergänzung. Es ist geklärt. Ursprünglich war besagter Wartburg grau/weiß dann (wie in meiner Erinnerung) weinrot/weiß und danach grün/weiß.👍🏻

Der Steppke der da gerade mal über den Kühler reichend interessiert in den Motorraum schaut bin ich. Der junge Mann, der offensichtlich gerade mit der Pflege des Fahrzeug beschäftigt ist, ist mein Onkel Dieter. Ich denke das Foto ist entstanden in Dieter und Monikas Garten im Dorf Cröbern, welches später dem ehemaligen Tagebaus Espenhain zum Opfer gefallen ist und weggebaggert wurde.

Foto: NL 29.08.2020
Foto: NL 29.08.2020

 

Der rot/weiße Wartburg war sein ganzer Stolz, den er liebevoll pflegte und hegte. Aber er hatte das Schmuckstück damals natürlich nicht nur „für gut“ und ließ es nur an besonderen Tagen aus dem Garagenhof in der Wasserturmstrasse in Markkleeberg rollen. Es war die sog. „Familienkutsche“. Zugegeben stets etwas neidisch beäugt, von all denen, die maximal mit einem unschmuckeren Plastebomber durch die Straßen rollten. Er war sich und ihm das Auto auch nicht zu schade mit uns Kindern über die Sandpisten des Zeltplatzes Alt-Reddevitz auf Rügen zu düsen. Der schmucke Warti konnte schon was ab! Die besagten sandigen Pisten waren alles andere als eben und glatt….Das zu dieser Zeit  moderne schraubengefederte Fahrwerk war damals, im Gegensatz zu den vorherigen harten, steifen Blattfedern, Garant für richtigen Fahrspaß. Das war ein Gaudi. Das Foto läßt leider keinen Aufschluß zu, ob der PKW eine Sonnenblende an der Frontscheibe besaß. Ich weiß es nicht mehr. Vielleicht nicht weil es bei meiner damaligen Größe eher nicht im Fokus stand und ich ja nicht vorn, sondern hinten saß. Ok, muss Onkel Dieter mal fragen, wenn ich ihn das nächste mal sehe….Aber woran ich mich erinnern kann: An die, ein Stück bis aufs Dach hochgezogenen Seitenscheiben im Fond des hinteren Fahrgastinnenraums. Die oberen Teile waren gelblich getönt. So schien scheinbar für die hinten Sitzenden immer die Sonne. Herrlich. Alleinig die Kraftstoffversorgung war irgendwie doof gelöst. Wenn ich mich richtig erinnere war der Motor vorn der Tank hinten. Die Zuleitung verursachte irgendwie immer einen latenten Benzingeruch im Inneren des Wagens. Meine Lieblingscousine musste davon häufig ko….. Aber belassen wir es bei den schönen Erinnerungen. Es war ein schmuckes Auto. Schon damals in den ostdeutschen Straßen ein Blickfang und sicher noch heute, nicht nur bei  Oldtimer-Liebhabern ein Hingucker. 


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