Leipziger Liebe...

Leipzig, nicht nur mein Geburtsort. Schon sehr früh habe ich die Liebe zu meiner Geburtsstadt entdeckt, die viele Jahre auch meine Heimatstadt war. In Leipzig habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht. Ich bin in Leipzig Süden gross geworden und sowohl die Nähe zum grünen Klara-Park als auch die Kompaktheit der eigentlichen Innenstadt schätzen und lieben gelernt. In leipzig ist es ganz einfach: Alles was innerhalb vom Ring ist, ist Innenstadt und im Sprachgebrauch der Leipziger wird dann als Ziel des Ausfluges kurz mit „Ich geh mal in die Stadt“ angegeben. Hier bin ich zur Schule gegangen, habe die Berufsausbildung begonnen, den Grundwehrdienst geleistet, die Berufsausbildung abgeschlossen und das Studium absolviert. Hier lebte und lebt meine Familie und Bekannte, hier habe ich viele Freunde und meine Frau in Leipzig kennengelernt. In dieser Stadt habe ich,  Die historischen Ereignisse im Herbst ´90 habe ich in Leipzig hautnah miterlebt, teils miterleben müssen, denn da war ich gerade in der Georg-Schumann-Kasserne im Grundwehrdienst. Hier habe ich meinen Weg ins Berufsleben begonnen und arbeite noch heute in traditionsreichem Gewerbe in dieser Stadt. In all den Jahren konnte ich die Stadt, leider auch, beim Abbruch, aber auch beim Um- und Aufbruch beobachten.  

Schnell habe ich mein Herz an meine Geburtsstadt verloren...

In der Zeit der Berufsausbildung, abwechselnd am Gutenbergplatz und am Adler (wieder so eine Kurzortsbezeichnung mit der jeder „alte“ Leipziger etwas anzufangen weiß), ging ich mit einer von meinem Vater „geerbten“ Kamera und meinem Freund Bert in Leipzig auf Spurensuche. Mit dem Drahtesel und forschendem Blick durch die Straßen Leipzigs sozusagen. 

Wir wollten (als „Söhne Herrmann Walters“) noch schnell all das zumindest im anfangs noch s/w Foto, später auch in Farbe festhalten, was in Leipzig dem Verfall oder dem Abriß geweiht war. Die Innenstadt und das Grafische Viertel waren unserer Revier. Aber auch in dem damals großflächig umgestalteten Gebiet der Sternwartenstraße, Prager Straße und Riebeckstraße zogen wir durch aufgegebene, alte Wohnbebauung. 

Aber auch in anderen Stadtgebieten zogen immer wieder verlassene alte Gebäude unser Interesse an. Selbst im Innenstadtbereich gab es noch "schaurig schöne" Immobilien. Oft ging es auch hinein, so in die Ruine des Grönländers oder in alte Mietshäuser in Connewitz. Nicht ganz ungefährlich, zugegeben. So stürzte mal ein Teil des schönes hölzernen Treppenhauses hinter uns ein las wir gerade den ersten Stock erkundeten. Abenteuerlicher Abstieg folgte. 

Auch trafen wir in den Häusern auch weitere „Interessierte“ die damals vorrangig die teils sehr schönen Klinken, Türen und ganze Kachelöfen demontierten. Nicht immer waren die erfreut, auch wenn wir oder gerade wenn wir sagen: „Wir wollen nur ein paar Fotos machen“.

Das Interieur der Häuser interessierte uns ja damals nicht. OK, zugegeben dieses alte Poster musste ich einfach aus dem Haus mitnehmen. Hängt nun zu Hause in meiner Oldiethek. 

Das Schild entstammt nicht aus einem Abbruchhaus, das habe ich aus den Trümmern des "Fockeberges" bei einem der Streifzüge über den Berg in meiner Kindheit geborgen. Hängt nun auch in meiner Oldiethek. Über den Text, leider nur noch fragmentarisch erhalten, rätsele ich bis heute...

Diesbezüglich erhielt ich eine Nachricht über eine Idee zur Deutung, die ich Euch nicht vorenthalten möchte (Die Genehmigung zur Veröffentlichung habe ich dankenswerter Weise erhalten):

Guten Tag sehr geehrter Herr Lotz,

bei meiner Vorbereitung zu einem Kurztrip nach Leipzig habe ich Ihre Webseite entdeckt und einige Ihrer Beiträge gelesen (und genossen). Besonders hat es mir das Emailschild angetan, auf dem Eltern und Kinderwärterinnen aufgefordert werden, tja - entweder nur die gekennzeichneten Bänke zu nutzen oder eben genau diese gekennzeichneten Bänke nicht zu besetzen.

Es hat mich nicht losgelassen und so möchte ich Ihnen einige Ideen senden, die Ihnen für weitere Recherchen vielleicht weiterhelfen.

1.

Es muss sich um öffentliche Anlagen (Parks, Grünflächen, Alleen) handeln, für die die Stadt Leipzig verantwortlich war.

2.

Der Begriff „Kinderwärterin“ beginnt im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts (Leitfaden für Kinderwärterinnen und Gesinde) und endet vermutlich spätestens Anfang der 1930er Jahre, weil es nur eine pädagogische Kinderbetreuung gibt, die von ‚Kindergärtnerinnen‘ oder ‚Kinderpflegerinnen‘ ausgeführt wird.

3.

Eine zeitliche Eingrenzung ist das Emailschild. Zu Werbezwecken begann das so um 1890 (übrigens damals noch weitaus stärker mit Text als mit Bildchen).

4.

Der Schrifttyp verweist meiner Meinung auf den Zeitraum von 1908 bis 1920. Es könnte eine „Akzidenz-Grotesk“ sein, jedenfalls kommt sie ihr sehr nahe („a“, „f“ und „g“ stimmen mit anderen Vergleichsbeispielen nicht überein). 

5.

Natürlich will ich Ihnen auch meine Überlegungen zukommen lassen, hatte ja Spass damit:

Also „in den Anlagen“ verweist darauf, dass es Städtische Anlagen sind, in denen es Sitzbänke gibt, die ausschließlich einem besonderen Klientel zugeordnet sind.

In unserem Falle also den Begleitpersonen von Kindern. Lässt sich vorstellen, wenn die Anlagen ausgewiesene Spielwiesen waren (unsere heutigen ’Spielplätze’ kamen erst später auf).

Ebenso würden ruhebedürftige Erholungsuchende noch Plätze frei gehalten werden, auf jenen Bänken, die eben nicht extra gekennzeichnet wurden.

D.h. 

Sitzt so eine ‚Kinderwärterin‘ auf einer nicht gekennzeichneten Bank, gibt es Strafe.Gerechterweise sollte dann auch eine Person, die auf einer entsprechend gekennzeichneten Bank sitzt und kein Kind aufweisen kann, auch Strafe zahlen. Aber das war wohl eher nicht der Fall. 

 

Andersherum habe ich es natürlich auch bedacht („dürfen nicht“), aber da klappt es nicht so gut.

Und dies obwohl ich für die Stadt Hannover nachweisen könnte, dass über einer Sitzlaube in der Eilenriede ein Schild befestigt war mit dem Text: „Kinderwärterinnen ist die Benutzung dieser Bank streng verboten“. Eine Anordnung von 1915. 

Herzlichen Dank für das inspirierende Schild!

Mit freundlichem Gruß

Eva Berger

Der Text könnte also lauten:

„Erwachsene mit Kindern und 

Kinderwärterinnen mit ihren

Zöglingen dürfen nur die

mit Aufschrift gekennzeichneten

Bänke in den Anlagen besetzen.

Zuwiderhandlungen werden mit

Geldstrafe bis zu 80 Mark oder

entsprechender Haft geahndet.

Leipzig, ….

Der Rat der Stadt

Frau Berger findet zudem noch einen entsprechenden Hinweis in einer Publikation der Stadt Leipzig über den Promenadenring: 

Ich fand (d.A.)"einen Text der Stadt Leipzig, Amt für Stadterneuerung , in dem es auf S. 22 heißt: „Kurios war, dass die Promenadenbänke lange Zeit in zwei verschiedenen Farbvarianten existierten: Weil die Kinderwärterinnen mit ihren Kindern zeitweise sämtliche Bänke belegten, erhielt ein Teil einen gelblichbraunenen Anstrich mit der Aufschrift ‚Kinderbank‘, die übrigen Bänke wurden silbergrau gestrichen und waren ’Nur für Erwachsene’ bestimmt. Diese Unterteilung war noch 1910 zu verzeichnen.“

Mit den ‚Anlagen‘ auf dem Emailschild sind die städtischen Promenadenanlagen gemeint, da bin ich nun sicher und vermutlich wurden die Hinweisschilder noch von Gartendirektor Hampel veranlasst.

Entnommen: Der Ring schliesst sich: Ausruhen auf einer Promenadenbank, in: Der grüne Promenadenring, Hrsg. Stadt Leipzig, Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, o.J, S. 22."



Verfallen/es/des)

Man kann sich teils gar nicht vorstellen, das es in den 80ern noch so aussah und das unmittelbar in der Innenstadt. 

Zeichen vergangener Zeiten

Fassadenbeschriftung als Stellenangebote. Da sind Berufe dabei, da muss man erstmal googeln.

Interessante Details

Kaffee darf bei den Sachsen nicht fehlen; "Ä Däschen Hessen häds gjerne un siese mus´r sin"