Apel und dessen Steine...
Nein, hier ist nicht von dem "Apel" die Rede, der vom ersten Mörder der biblischen Menschheitsgeschichte, seinem Bruder Kain erschlagen wurde sondern von vom Schriftsteller und Rechtswissenschaftler Guido Theodor Apel. Er ist Namensgeber für die sog. Apelsteine, die vielerorts, oftmals in den ehemaligen Randgebieten, im Stadtgebiet Leipzig heute noch zu finden sind.
Wer war dieser Apel und welche Spuren sind heute, weit über 150 Jahre von seinem Andenken an die Leipziger Völkerschlacht noch vorhanden.
1830 bis 1834 studierte Apel Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Leipzig. Das Studium schloss er mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Er trug fortan den akademischen Grad eines Dr.phil.bacc.jur.
Apel engagierte sich stark an der Universität Leipzig, trat dem Corps Saxonie Leipzig bei, schrieb aber weiterhin Dramen sowie lyrische und erzählende Gedichte. Theodor Apel besaß das von seinem Großvater Heinrich Friedrich Innocentius Apel erworbene Rittergut Ermlitz bei Schkeuditz, wo er auch lebte.
Ein verhängnisvoller Pferdesturz 1836 ließ ihn fast völlig erblinden.
Trotz seines tragischen Unfalls widmet sich Apel seit Beginn der 1860er Jahre besonders stadtgeschichtlichen Fragen und dem Andenken der Völkerschlacht in und um Leipzig. 1851 trat er dem "Verein zur Feier des 19.October" bei.
1861 - 1864 lies Apel aus eigenen Mitteln die sog. Apelsteine setzen, vorerst 44 (6 weiter sollten noch folgen). Erinnerungsmale an die Völkerschlacht anläßlich des 50. Jahrestages.
Dieser Markierung denkwürdiger Plätze war gründliches Studieren und Nachforschungen wichtiger Standorte der beteiligten Armeeeinheiten vorausgegangen. Apel, der als engagierter Pfleger Leipziger Stadtgeschichte galt, ging es dabei keinesfalls um die Glorifizierung der kriegerischen Auseinandersetzungen während der Schlacht. Er äußerte bereits 1863 den Wunsch, "daß auch unsere spätesten Enkel die Marksteine als die letzten besuchen mögen, die auf den schlachtberühmten Feldern Leipzigs die Kunde geben vom Kampf und Krieg, d. h. vom entsetzlichen Unheil, zu welchen die Menschen die ihnen von Gott gegebenen Kräfte gemissbraucht" (1)
Ambitioniert ersann Apel ein System zur Markierung und Kennzeichnung mittels ca. 1,50 m hohen Steinsäulen. In seinem 1863 verfassten „Führer auf die Schlachtfelder Leipzigs im Oktober 1813 und zu den Marksteinen“ schriebt er dazu:
"Der Verfasser fühlte, wenn er das Schlachtfeld besuchte, das dringende Bedürfnis, die Einsicht in dasselbe sich zu erleichtern, daß er die Stellungen der Heerhaufen durch Steine bezeichnete, welche die Namen des Führers, der hier befehligte, die Anzahl seiner Truppen, den Namen der Schlacht, in welcher sie auftraten, die genaue Angabe der Himmelsgegenden und der Front enthielten." (1)
Apel lies zwei Arten von Steinen anfertigen:
Steine mit abgerundeten Kopf tragen den Großbuchstaben „N“ markieren Sie die einstigen Stellungen napoleonischer Truppen (Franzosen und der auf ihrer Seite kämpfenden Polen und Sachsen).
Ist der obere Abschluss pyramidenförmig, spitz und mit einem Großbuchstaben „V“ versehen, stehen Sie für die verbündeten Truppen ( Russen, Österreicher, Preußen, Schweden und Engländer)
„Will man anhand der in verschiedenen Steinen eingemeißelten Jahreszahlen die genaue Reihenfolge ihrer Aufstellung seit 1861 erkennen, wird man zu einem ungenauen Ergebnis kommen. Die Restaurierung bzw. Neuaufstellung mehrerer Steine hatte zur Folge, daß meist 1863 als Aufstellungsjahr erscheint oder das Jahr fehlt, obwohl dies von Apel ausdrücklich festgelegt worden war.
Verbürgt ist, daß 12 Marksteine im Sommer 1861 ihren Platz auf dem Schlachtfeld von Wachau erhielten. Im September 1862 wurde das Schlachtfeld von Möckern und im Oktober das Gefecht bei Lindenau bezeichnet. Von April bis Juli 1863 folgten vorwiegend Steine, die den Ereignissen der Kämpfe des 18.Oktober, z. B. um Probstheida und Schönefeld, gewidmet sind. 1864 konnte Apel sein Vorhaben abschließen.“ (1)
Zu den 44 Steinen wurden später durch ….noch 6 weitere Steine angefertigt. Finanziert wurden diese Sechs aus privater Hand, aus einer Stiftung Apels und von Vereinen. Eine vollständige Auflistung der Steine findet man hier:
Die Jahre gingen an den ursprünglich aus Sandstein gefertigten Steinen nicht spurlos vorüber und oftmals standen sie nun in geplanten Bebauungsgebieten der expandierenden Stadt und den Vororten Leipzigs. Einst auf Feld und Flur waren sie mancherorts schlichtweg im Wege. Im Zuge der Bebauung wurden Einige etwas vom Originalplatz abweichend aufgestellt.
Originalsteine blieben kaum erhalten. Fast unleserliche Inschrift des Apelsteins Nr 42:
Bereits im 19. Jahrhundert hat man damit begonnen, zahlreiche der Steine durch Kopien , zum Teil wiederholt und/oder auch aus härterem Material zu ersetzen. Mitunter wurde dabei auch Größe/Form der eigentlich steinartigen Markierungen verändert. Es wurden Sockel oder Aufsätze ergänzt und/oder die die Steine bei der Restaurierung umgearbeitet . Dies ist auch auf den Fotos der Liste der Apelsteine zu erkennen.
Beim Kopieren schlichen sich auch einige Textfehler ein.
Beispiel veränderter Stein Nr. 26:
Auch wenn es meist „nur“ Kopien seiner einstigen Markierungssteine sind hat Apel sich und den Leipzigern eine Vielzahl von Denkmalen gesetzt, die die Erinnerung an die Völkerschlacht und an Guido Theodor Apel wach halten. Von seinem Geburtshaus am Neumarkt 161 ist leider nichts mehr übrig.
An dieser Stelle befindet sich neben der Messehof-Passage, zwischen Nikolaikirche und Städtischem Kaufhaus nun eine Tafel, die an das Geburtshaus von Th. Apel erinnert. Aber es gibt weitere Zeugnisse Apels in Leipzig, Erläuterungen dazu folgen. Bleibt gespannt….
Fotos: Norbert Lotz 26.04.2023
Apelstraße
Ortsteil: Eutritzsch / Stadtbezirk: Nord
Erläuterung Straßenname:
Andreas Dietrich Apel: geb. 28.07.1662 in Quedlinburg, gest. 14.01.1718 in Leipzig, Johann August Apel: geb. 17.09.1771 in Leipzig, gest. 09.08.1816 in Leipzig und Guido Theodor Apel: geb.11.05.1811 in Leipzig, gest. 20.11.1867 in Leipzig. Die Benennung der auf dem Gelände der ehemaligen Petzscher Mark gelegenen Straße erfolgte zur Erinnerung an den Handelsherrn Andreas Dietrich Apel und seiner Nachkommen, die Dichter und Schriftsteller Johann August Apel und Guido Theodor Apel. Andreas Dietrich Apel war der Besitzer von Apels Garten. Der Ratsherr Johann August Apel trat als Mitverfasser des Gespensterbuches hervor, aus dem Johann Friedrich Kind die Vorlage für das Libretto der Weber-Oper „Der Freischütz“ entnahm. Guido Theodor Apel stiftete zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 die nach ihm benannten Apelsteine, die die Standorte der beteiligten Heere markieren. (3)
Quellenangaben:
(1) Aus: Karl-Heinz Kretzschmar Beauftragter für Denkmalpflege Beitrag auf -> Link
(2) Wikipedia -> Link
(3) Stadt Leipzig, Straßennamenverzeichnis -> Link
Gern hinterlasst als Kommentar Anregungen, Ergänzungen, Hinweise, Meinungen…Dankeschööööön!
Fotozusammenstellungen zu einzelnen Steinen
Apelstein Nr. 23
Standort: Lindenau / Karl-Heine-Straße; Karl-Heine-Platz
Koordinaten: 51°19'56,3"N / 12°20'11,2" O
Fotos: NL / 05.04.2023
General Graf
BERTRAND
IV.Cops
10.000 M.
N.
Gefecht bei
Lindenau
am 16. October
1813
Dr. Theodor Apel
Apelstein Nr. 46
Standort: Lindenthal / An der Hufschmiede gegenüber Einmündung Zum Apelstein
Koordinaten: 51° 23′ 31,5″ N, 12° 20′ 28,5″ O
Fotos: NL / 24.03.2023
GENERAL v. BLÜCHER,
SCHLESISCHE ARMEE,
60000 MANN
GEFECHTSSTAND
SCHLACHT BEI MÖCKERN,
16. OKTOBER 1813
46
Hinweis: Das Original dieses restaurierten Steins befindest sich am Torhaus Dölitz
Apelstein Nr. 14
Standort: Lindenthal /An der Hufschmiede / Lindenthaler Hauptstraße
Koordinaten: 51° 23′ 40,3″ N, 12° 20′ 17,4″ O
Fotos: NL / 22.03.2023
Apelstein Nr. 16
Standort: Lindenthal, Salzstraße / vor dem Friedhof
Koordinaten: 51° 23′ 57,6″ N, 12° 20′ 43,6″ O
Fotos: NL / 22.03.2023
General Graf LENGERON,
18500 M. Russen
Schlacht bei MÖCKERN
am 16. October 1813
Apelstein Nr. 26
Standort: Plagwitz, Antonienstraße / Wachsmuthstraße, vor Schule
Koordinaten: 51° 19′ 13,7″ N, 12° 19′ 44,9″ O
Fotos: NL / 24.03.2023
Bei diesem Apelstein gibt es Inschriften auf drei der vier Seiten:
V.
Fürst M. Liechtenstein,
I. österr. leichte Division,
5500 M.
Zur Erinnerung
an die
Völkerschlacht
bei
LEIPZIG
Dr. Theod.Apel.
V.
Gefecht bei Lindenau,
16.October 1813
Apelstein Nr. 40
Standort: Paunsdorf, An den Theklafeldern /
Koordinaten: 51° 21′ 35,9″ N, 12° 27′ 12,7″ O
Fotos: NL / 08.05.2023
V
Schlacht bei LEIPZIG
am 18. October 1813
Capitain BOGUE
englische Raketenbatterie
Englische Raketenbatterie....
Hier wird eine Kampfhandlung einer an der Völkerschlacht teilnehmenden Einheit markiert, die zur damaligen Zeit schon eine militärische Besonderheit darstellte. Eine Raketenbatterie. Die Bezeichnung erscheint unter dem Einfluß heutiger Vorstellungen ein wenig absonderlich. Daher folgend eine paar Erklärungen zu diesem Kampfmittel.
Bereits seit dem Altertum sind Raketen als Waffe in Indien bekannt. 1804 entwickelte der britische Artillerieoffizier und Ingenieur Sir William Congreve basierend auf diesen indischen Kriegsraketen eine Raketenwaffe für das britische Militär.
Erstmals eingesetzt wurde dieses neuartige Kampfmittel 1805 gegen die vor Boulogne-sur-Mer wartende französische Flotte. Abgeschossen von Schiffen. So auch beim Bombardement Kopenhagens im Jahr 1807 (wieder war es ein Angriff von Schiffen aus).
1813 kam die britische Raketenwaffe in den Napoleonischen Kriegen bei den Belagerungen von Danzig und Wittenberg, in der Schlacht an der Göhrde und bei den Kampfhandlungen im Zuge der Völkerschlacht bei Leipzig zum Einsatz.
Zur Technik...
"Nach anfänglichem Einsatz von Karton wurden die Raketenhülsen aus Eisenblech hergestellt. Die Zusammensetzung des Treibsatzes war der von Schwarzpulver ähnlich.[6]Es war jedoch kein loses Pulver, sondern eine feste Masse. Der Treibsatz war in der Mitte zylindrisch ausgehöhlt, mit dem Zweck, die Oberfläche des verbrennenden Satzes zu vergrößern, um so für den Antrieb der Rakete genügend Gasdruck zu erzeugen.[7]Congreve setzte von Anfang an konsequent auf die sich gerade entwickelnde industrielleMassenproduktion.[8]
Um 1813 konnten die Raketen in drei Klassen unterteilt werden:
„Schwer“ – explosive Raketen, die größte mit einem Gewicht von 300 Pfund (136 Kilogramm); ungefähr zwei Meter lang, mit einer Stablänge von bis zu acht Metern
„Mittel“ – 24- bis 42-Pfünder (11 bis 19 kg); ungefähr einen Meter lang, mit einer Stablänge von 5 bis 7 Metern
„Leicht“ – 6- bis 18-Pfünder (3 bis 8 kg); 40–65 cm lang, mit einer Stablänge von 2,5 bis 5 Metern
Die mittleren und leichten Raketen konnten als Nutzlast bzw. Gefechtskopf eine Kartätsche, einen Spreng-, Brand- oder Leuchtsatz enthalten.
Vor dem Einsatz musste der Raketenkörper mit dem Stabilisierungsstab verbunden werden."
Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Congreve’sche_Rakete
Bildquelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Congreve’sche_Rakete
Apelstein Nr. 38
Standort: Heiterblick, Torgauer Straße / Leupoldstraße
Koordinaten: 51° 21′ 37,1″ N, 12° 26′ 37,4″ O
Fotos: NL / 08.05.2023
Apelstein Nr. 22
Standort: Lindenau, Saalfelder Straße, 50 m südöstlich der Demmeringstraße
Koordinaten: 51° 19′ 57″ N, 12° 19′ 1,2″ O
Fotos: NL / 12.06.2023
Gefecht
bei Lindenau
16. Oktober. 1813
General
Graf GYULAI
III. öster. Corps. 17 000 M.
Dr. Theador Apel. 1862
Apelstein Nr. 15
Standort: Gohlis, Max-Liebermann-Straße / Landsberger Straße
Koordinaten: 51° 22′ 31,6″ N, 12° 21′ 39,7″ O
Fotos: NL / 14.06.2023
N.
Schlacht
bei
Möckern
am
16. October
1813
N.
General
COMPANS
1. Division
Apelstein Nr. 24
Standort: Leutzsch, Benediktusstraße, vor der Schwimmhalle
Koordinaten: 51° 20′ 48,1″ N, 12° 18′ 43,4″ O
Fotos: NL / 10.07.2023
V
Zur
Erinnerung
an die
Völkerschlacht
zu
Leipzig
Gefecht
bei Lindenau
am 16. October 1813
Prinz
von
Hessen-Homburg
I. Colonne
vom
III. Österr. Corps
Dr. Theod. Apel
24
Apelstein Nr. 35
Standort: Lindenau, Endersstraße / Schadowstraße
Koordinaten: 51° 20′ 7,6″ N, 12° 19′ 53,8″ O
Fotos: NL / 03.07.2023
N.
Schlacht
bei
LEIPZIG
am
18.October
1813
Dr.Theod. Apel
35
N
Marschall
MORTIER
1. u. 2. Div.d.j.G.
10000 M.