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Der geadelte Portemonnaieproduzent?

Foto: Norbert Lotz / 26.05.2025
Foto: Norbert Lotz / 26.05.2025

Das Gebäude der einstigen Lederwarenfabrik von Albin Berlepsch steht noch heute in der Nonnenmühlgasse 9 am südöstlichen Rand des Waldstraßenviertels. Es wurde im Stil des Klassizismus 1854 erbaut. Der Architekt des viergeschossigen Rechteckbaus ist unbekannt. Das Gebäude trägt ein Satteldach mit Zwerchhaus und Gauben. Deutlich zu lesen ist an der Fassade der Hinweis auf die einstige Lederwarenfabrik. 
Über der imposanten Eingangstür mit großem Rosettenfenster die Worte“ Ehre den Gott in der Höhe“

Viel kann man im Web nicht über die einstige Lederwarenfabrik von Albin Berlepsch erfahren. Die Leipziger Adressbücher geben da ein wenig mehr Aufschluss und bringen gleichfalls neue Fragen ans Licht:

Albin Berlepsch war als Fotografie-Album-Fabrikant bis 1875 im Adressbuch unter der Elisenstraße 33 verzeichnet. Für den Adligen von Berlepsch, Dietrich, Freiherr und Regierungsrat gibt es einen zweiten Namenseintrag im selben Jahrbuch. Dann verwundert jedoch, das ab 1875 und in den nachfolgenden Jahren der Eintrag als „von Berlepsch“ für den Lederwarenfabrikanten erfolgt. Der Eintrag für den Freiherrn ist dagegen verschwunden. Mit Anschrift Canalstraße 6; Lessingstraße 16 (privat) und Brühl 70, Brühl 71, Brühl 32 sind in den Folgejahren Einträge mit dem Zusatz „von“ in den Adressbüchern für den Lederwarenhersteller zu finden. Bis dann 1895 wieder ein UNgeadelter Berlepsch, Albin, als Besitzer eines Lederwaren-Fabrikationsgeschäfts auftaucht. ABER: Nun gibt es neben dem besagten Freiherrn des Adelsgeschlechtes auch noch einen Fuhrwerksbesitzer von Berlepsch, C. Albin am Körnerplatz 3. 

 

Im Offiziellen Leipziger Mess-Adressbuch von 1900 wird die Lederwarenfabrik von Albin Berlepsch als „Berlepsch, Albin, (Inh.: Hermann Bergmann & Albert Schenk), Leipzig, Brühl 39, III, Ecke Hallesche Str.“, vermerkt und die Produkte „Portemonnaies, Cigarren-Etuis u. Taschen.“ ausführlich benannt.:

 

 

Ab 1908 ist dann auch ein entsprechender Adressbucheintrag unter der Anschrift des hier vorgestellten alten Fabrikgebäudes, Rosentalgasse 9 zu finden.

 

Ob es sich bei den verwirrenden Einträgen um Fehlvermerke in den Adressbüchern handelt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Fest steht jedenfalls, das das Adelsgeschlecht der von Berlepsch eng mit Sachsen verbunden war.
„Die Familie war vor allem in Kurhessen reich begütert. Bei Göttingen war Streulehn in Familienbesitz. In der späteren preußischen Provinz Hannover waren Angehörige des Geschlechts im Landkreis Northeim besitzlich. Im Königreich Sachsen war unter anderem Proschwitz (heute Ortsteil von Meißen) im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie.“ (1)

 



Unter den dort vermerkten bekannte Mitglieder des Geschlechts ist ein Albin Berlepsch jedoch nicht mit aufgeführt. Vielleicht ist der Lederwarenfabrikant und/oder der Fuhrwerksbesitzer auch für das Adelsgeschlecht zu unbedeutend um dort eine Erwähnung zu erfahren. Die dort aufgeführten Mitglieder reichen weit in die Geschichte zurück und sind von Rang und Stellung nicht unbedeutend.
Aber vielleicht ist es ja auch nur eine „Standeserhebung“ durch einen unaufmerksamen Setzer, der das Adressbuch aktualisiert hat, und Albin Berlepsch versehentlich in den Adelsstand erhob.
Wie dem auch sei, es wird sich nicht klären lassen.

(1) Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berlepsch_(Adelsgeschlecht)

Fotos: Norbert Lotz / 25.05 & 27.06.2025
Fotos: Norbert Lotz / 25.05 & 27.06.2025

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