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Leipziger Löwen (Teil 1)

Der als König der Tiere bezeichnete Löwe ist in Leipzig vielerorts zu finden. Kein Wunder, ziert er doch das Wappen der Stadt. Nunja, zugegeben ist die Darstellung eines Löwen in Wappen und Schilden  nicht soooo selten. Der Löwe ist nachweislich das (noch vor dem Adler!) am häufigsten verwendete Wappen­tier, was sicherlich an der positiven Symbolkraft des Tieres liegt. Er ist, mit seinem imposanten Auftreten und majestätischen Ausdruck, Sinnbild für naturgegebene Stärke, Ge­wandtheit, Tapferkeit und Macht. Schon in der Steinzeit sind Löwendarstellungen zu finden. In der späteren Heraldik ist der Löwe ein beliebtes Wappentier, Symbol für Mut und Herrschaftsanspruch. Selbst als Namenszusatz von Herrschern bringt er Stärke und Macht zum Ausdruck. Denken wir an Heinrich dem Löwen aus dem Geschlecht der Welfen (1142 bis 1180 Herzog von Sachsen ;als Heinrich III.) und 1156 bis 1180 Herzog von Baiern ; als Heinrich XII.).

Ein historischer Abriß: „In der Antike war der Löwe im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. In der griechischen Mythologie erscheinen Löwen in verschiedener Funktion: Der Nemeische Löwe wurde als eine menschenfressende Bestie dargestellt, den zu töten eine der zwölf Aufgaben des Herakles war. In der Geschichte von Androklus, einer der Fabeln des Äsop, zieht der Held, ein entlaufener Sklave, einem Löwen einen Dorn aus der Pfote; als er später zur Strafe für seine Flucht den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden soll, erkennt ihn das Tier wieder und weigert sich, den Mann zu töten. Der geflügelte Löwe wird in der Bibel erwähnt (Daniel 7,4 EU) und in der christlichen Ikonographie dem Evangelisten Markus zugeordnet. Auch in zahlreichen anderen antiken Kulturen spielte der Löwe eine Rolle. In Ägypten wurden Pharaonen als Sphingen dargestellt, Löwen mit Menschenkopf. Die berühmteste derartige Darstellung ist der Große Sphinx von Gizeh. Die ägyptische Mythologie kannte auch Dedun, den oberägyptischen Gott des Reichtums. In der persischen Kunst wird der Löwe seit über 3000 Jahren häufig dargestellt. Auch dort und später im Islam gilt das Tier bzw. eine mit diesem Beinamen versehene Person als stolz, mutig, autoritär, (meist) männlich und furchterregend kräftig“  

Quelle: Wikipedia 

„Auch Adson von Melk, der Novize aus Umberto Ecos weltbekanntem Mittelalterroman „Der Name der Rose“ beurteilt den Löwen als Tier, dass „alle Merkmale der entsetzlichsten und der majestätischsten Wesen gleichsam in sich vereint“.

Dieses über Generationen hinweg transportierte Bild und das Erlebnis der eigenen Anschauung des Löwen, wozu christliche Kreuzritter im Mittelmeerraum die Gelegenheit hatten, ließen das Tier zum idealen Zeichen für den von Tugendvorstellungen, christlichen Werten und politischem Herrschaftsanspruch geprägten Adels Europas werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass bei Aufkommen des hochmittelalterlichen Wappenwesens der Löwe immer öfter im Schild des ritterlichen Adels Platz fand. Diese Entwicklung setzte sich unvermindert fort und führte bis ins 18. Jahrhundert hinein zu einer fast inflationären Verwendung des Löwen als Wappentier. Die Motivation zur Wahl des Löwen für das eigene Wappen war dabei aber von Anfang an dieselbe: man versuchte das Wesen des Tieres durch ein Bild einzufangen, um als Träger bzw. bildlicher Wappenführer Anteil am Wesen des Löwen zu gewinnen.“ 

 

Quelle: https://hessen.de/Wissen/ -weitere Infos hier-

 

Der Löwe im Stadtwappen

In Leipzig (Verleihung des Stadtrechtes um das Jahr 1165) zeigt der Löwe, als Herrschaftssymbol des sächsischen Adelsgeschlechtes der Wettiner, die Zugehörigkeit der Stadt zum mittelalterlichen Kursachsen. Für die stolzen Wettiner stand der Löwe zweifelsohne für Mut und symbolisiert als König der Tiere Stolz und Autorität. Zum historische Stadtwappen Leipzigs heißt es auf der städtischen Infoseite:

„Das alte, schon 1240 erwähnte wettinische Wappen zeigt einen aufrecht stehenden Löwen in goldenem Felde. Den Löwen brachte die Stadt Leipzig schon im 14. Jahrhundert auf ihrem Stadtsiegel an. Im 15. Jahrhundert, um 1475, veränderte sich das Wappen. Es hat seit dem einen in der Mitte senkrecht geteilten Schild. Die linke Seite zeigt den meißnischen Löwen, die rechte mehrere senkrecht stehende Balken. Diese Pfähle sind im Leipziger Wappen blau auf gold (bzw. gelb) und werden Landsberger Pfähle genannt. Das Leipziger Wappen vereinigt also (ebenso wie das Dresdner und das Chemnitzer) in sich zwei alte wettinische Wappen.“ 

Quelle: https://www.leipzig.de -mehr dazu hier-



Ursprüngliches Stammwappen

der Wettiner als Grafen von Wettin;

Die sogenannten Landsberger Pfähle

Wappen der Wettiner

als Markgrafen von Meißen

Leipziger Stadtwappen


Wappen auf dem Marktplatz

Einen sehr großen Löwen, respektive eine Darstellung im wohl größten Stadtwappen Leipzigs findet man auf dem Leipziger Marktplatz, vorm Alten Rathaus. Hier ziert eine Wappendarstellung die ins Pflaster eingearbeitet wurde den Platz. Einst in einer Fläche von 50 Quadratmetern weißt es seit 29.Juli 2011 gar eine beachtliche Größe von 80 Quadratmetern auf. 

Ob das ursprüngliche Pflasterwappen bereits beim Bau des Untergrundmessehauses 1924/25 entstand oder bei der Grundsanierung und Erweiterung 1986/88, konnte ich nicht ermitteln. Jedoch gibt es Ausführungen zur Neuentstehung des Wappens nach der Fertigstellung des Citytunnels, Haltepunkt Markt. Im Zuge des Baus dieser unterirdischen S-Bahn-Haltestelle wurde ab Oktober 2005 das Untergrundmessehaus bis auf das Eingangsbauwerk mit Schmuckdetails im Stile des Art déco (geschaffen von Otto Droge (deutscher Architekt; Seit 912 er in Leipzig ansässig, von 1919 bis 1951 war freier Architekt in Leipzig) abgetragen der Markt anschließend erweitert und „neugestaltet“.

 

„Die Einordnung erfolgt an gleicher Stelle, an der sich das alte Wappen befunden hat. Es konnte nicht wiederverwendet werden, weil sich durch die Neugestaltung der Innenfläche des Marktes die Abmessungen geändert haben. Aus diesem Grunde musste ein neuer Entwurf nach historischem Vorbild erarbeitet werden. Zudem war das Material des alten Wappens nur noch von schlechter Qualität und bereits lückenhaft. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro BHSS hat der Grafiker Hans-Jürgen Böhme nach umfangreicher Recherche ein neues Wappen entworfen, welches die Zustimmung der höheren Denkmalschutzbehörde erhielt. Dieser Entwurf wurde in einer technischen Ausführungsplanung durch das Planungsbüro Arno Krassowski umgesetzt.“

Quelle Bild:https://www.bild.de/regional/leipzig/stadtwappen-wieder-auf-dem-markt-19117658.bild.html

Quelle Text: https://www.leipzig.de/newsarchiv/news/markt-erhlt-stadtwappen-bis-29-juli-zurck

Nun gibt es zum „riesigen“ Stadtwappen im Pflaster des Leipziger Marktes jedoch eine ganz eigenwillige Auffassung. Man sagt, das kein Leipziger, wenn er über den Markt seine Schritte von A nach B lenkt dieses Pfalsterstück, geschmückt mit dem Stadtwappen überschreitet. Aber warum? 

Der Leipziger Markt, wie sollte es auch anders sein als zentraler Platz der Stadt, war jeher Ort von Veranstaltungen, Präsentationen, Aufmärschen und Demonstrationen.

„Zwischen 1488 und 1497 wurden zwölf Ritterturniere ausgetragen, und 1585 traten erstmals englische Komödianten auf. Die Siegesfeier der Verbündeten nach der Völkerschlacht 1813 fand am 19. Oktober auf dem Markt statt. Am 3. März 1848 sprach der spätere Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung Robert Blum (1807–1848) vom Balkon des Rathauses zu 5000 Leipzigern. Der Festumzug zum Allgemeinen Deutsches Turnfest 1863 mit 22.000 Teilnehmern führte auch über den Markt.

Am 17. Juni 1953 war der Markt einer der Orte des Aufstandes in Leipzig, aber auch seiner Niederschlagung in Präsenz sowjetischer Panzer.“ (1)

Quelle:  https://de.wikipedia.org/wiki/Markt_(Leipzig)

(1) Anmerkung: Im Übrigen gibt es hier als „Denkmal“ eine in das Pflaster eingearbeitet Kettenspur und entsprechende Gedenktafel. Aber zugegeben übersieht man die gern und sicherlich ist das nicht mal jedem „Leipzigkenner“ bekannt.

 

 

Hinrichtung am 27. August 1824 auf dem Marktplatz in Leipzig, Federlithografie von C. G. H. Geißler - Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, gemeinfrei
Hinrichtung am 27. August 1824 auf dem Marktplatz in Leipzig, Federlithografie von C. G. H. Geißler - Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, gemeinfrei

Soweit so gut. Der Grund jedoch für das „Meiden“ dieses Teils des Markplatzes ist ein anderer. Bis ins 19. Jahrhundert war der Leipziger Markplatz auch Richtstätte für die Vollstreckung von Todesurteilen. 

„So wurden unter anderen hingerichtet 1525 der Schmied Michael Rumpfer wegen seiner Anführerschaft im Bauernkrieg, 1527 der Buchdrucker Hans Hergot wegen der Verbreitung einer sozialutopischen Schrift, 1537 der Rittergutsbesitzer Moritz Pflugk wegen Ehebruchs und Mordes und als Letzter 1824 der Perückenmacher Johann Christian Woyzeck, der aus Eifersucht seine Geliebte erstochen hatte.“

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Markt_(Leipzig)

Heute verwundert es vielleicht, früher war eine solche Hinrichtung ein für Aufsehen und rege Teilnahme sorgendes Ereignis, ein Spektakel für unzählige Schaulustige gar. Also wurde eine, wie auch immer geartete Hinrichtung, meist auf einer gut einsehbaren „Bühne“ auf der Mitte des Platzes durchgeführt. Eben in etwa an der Stelle wo sich nun besagtes Stadtwappen im Pflaster befindet. Betrachtet man es als Aberglaube oder nicht, ein Leipziger geht da einfach nicht drüber ;-) 

 


So ist der Löwe nicht nur im Wappen der Stadt präsent. Dem majestätischen Mähnenträger findet man auch häufig an repräsentativen Bauten der Stadt, an den Fassaden von städtischen Wohnhäusern und schmucken, Gründerzeitvillen in den ehemaligen Vorstädten. Der Löwenkopf wurde als schmückendes Detail offenbar von den Architekten früherer Bauten gern verwendet. Es gibt ihn in zahllosen Ausführungen und künstlerischen Ausprägungen. Ähnlich wie bei den „Charakterköpfen“, die man an den Fassaden vieler Häuser der Stadt findet.

Er fügt sich, den Zeitgeschmack der Entstehungszeit des Gebäudes entsprechend, in das architektonische Gesamtbild ein. Mal als Einzeldarstellung, mal als wiederkehrendes Fassadenschmuckelement in gleicher oder variierender Formgebung. Zumeist thront er über Toreinfahrten, Portalen oder Hauseingängen, ziert aber auch so manch Fensterlaibung oder ist Teil von Ornamentdarstellungen an der Häuserfront. Dazu nun folgend mehr.

Löwen am Leipziger Rathaus

Natürlich ist auch ein "steinernes Wappentier" am Alten Leipziger Rathaus zu finden. Der Löwe aus Porphyr sitzt am Treppenaufgang, das Stadtwappen tragend, im Durchgang Markt/Naschmarkt. Geschaffen wurde er vermutlich 1909, als unter der Leitung des Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg das Rathaus umfassend erneuert und umgebaut wurde (1906-1909). 

 

 

Dabei entstanden auf der Markseite anstelle der einstigen hölzernen Verkaufslauben der, heute noch vorhandene, Arkadengang aus Rochlitzer Porphyr. Über einem Eingang in den Arkadengang (Schmalseite zur Alten Börse) thront dieses Wappentier.

Löwen am Neuen Rathaus

Richten wir unseren Fokus nun auf das Neue Leipziger Rathaus. Hier ist der Figurenschmuck an der Fassade reichhaltig und so sind auch Löwendarstellungen häufig zu entdecken. Selbst hoch oben über den Häuptern der Stadtväter, an den Giebeln des Neuen Rathauses, stehen Löwen.

Auch den Haupteingang des gewaltigen Verwaltungsbaus flankieren im Treppenbereich zwei große Löwen aus Stein. Sie wurden 1905 durch den mit der Ausgestaltung des Fassadenschmuck des neuen Rathausbaus beauftragten Bildhauer Bildhauer Georg Wrba (1872 – 1939) geschaffen. Sie sind die figürlichen Sinnbilder zu „Hüter des Guten“ und „Be­zwinger des Bösen“.

Einst schmückten die beiden großen Wappentiere, auf mit Inschriften verzierten Sockeln, das Neue Rathaus am Haupteingansbereich. Heute sind sie kaum noch als solche zu erkennen, die Inschriften gänzlich unleserlich.

Ansicht der Löwenfiguren auf einer alten Ansichtskarte

Die beiden Löwen am Eingangsportal Zustand 28.08.2024 Fotos: NL 

Da fragt man sich warum gerade hier, bei diesen repräsentativen Bau, die Stadt auf eine Restaurierung der Wappentiere bisher verzichtet wurde. 2014, als das Neue Rathaus saniert wurde, entschloß man sich gegen eine Restaurierung des Figurenschmucks. „Das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege: „Da wurden sie schonend gereinigt und von den dicken Krusten aus Schmutz und anderen Ablagerungen befreit, die sich im Laufe von rund 100 Jahren angelagert hatten.“ „Eine Überarbeitung wäre mit einer starken Veränderung und mit weiteren Verlusten ihrer originalen Oberflächen verbunden gewesen. Das denkmalpflegerische Ziel bestand stattdessen darin, die Skulpturen unverändert zu erhalten.“ (1) Auch 2019, bei der Neugestaltung des Vorplatzes, wurde kein Augenmerk auf die beiden Löwen gelegt. „Das Amt: „Eine erneute Überarbeitung oder der Austausch sind zur Zeit nicht vorgesehen.“ (1) 

Und so verwittern Sie wohl weiter bis sie vollständig zur Unkenntlichkeit gealtert sind. Meineserachtens macht das für die Stadt an diesem zentralen Ort keine guten Eindruck, denn der geneigte Betrachter kann die oben Hintergründe einer abschlägigen Restaurierungsentscheidung der Stadt sicher nicht so recht nachvollziehen. Schade!

(1) Quelle: https://www.bild.de/regional -mehr dazu hier-

Die Löwenstelen an den Ein-/Ausfallstraßen der Stadt

Die Informationen zu diesen Steinplastiken, die an den Ausfallstraßen Leipzigs wohl in den 70er/80er Jahren aufgestellt wurden sind sehr spärlich.

Wohl als Ergebnis eines Architekturwettbewerbes soll Sie der Architekt Wolfgang Müller geschaffen haben. Insgesamt gab es gleichgeartete Löwenstelen an fünf Standorten der Stadt. Wie hier an der Delitzscher Straße gibt es eine an der B2 Richtung Borna, in Meusdorf und an der Torgauer Straße Stadtausgang Richtung Taucha. Die fünfte befand sich an der Merseburger Merseburger Straße. Der Standort wurde aufgrund der Verschiebung der Stadtgrenzen im Rahmen der Eingemeindungen aufgegeben. Vor mehreren Jahren wurde der Löwe am Standort Merseburger Straße demontiert.

 

Auffällig ist, das die Löwenfigur starke Ähnlichkeit mit dem Figurenschmuck auf dem Giebel des Neuen Rathauses hat.

links Ansicht Löwenstele

rechts Ansicht Rathausgiebel 


- Die Löwensäule Delitzscher Straße -

Fotos: Norbert Lotz  / 03. November 2023

- Löwenstandbild Prager Straße Meusdorf -

Fotos: Norbert Lotz  / 02.04.2025

- Löwenstandbild B87 Taucha-

Fotos: Norbert Lotz  / 02.04.2025

Löwen als Schmuckelement

Foto: Norbert Lotz 10/2023
Foto: Norbert Lotz 10/2023

Handschwengelpumpe -Typ Großer Löwe-

Neumarkt / gegenüber Städtisches Kaufhaus

 

Löwendarstellungen gibt es in Leipzig, wem wundert es, an vielen Wohngebäuden und Gebäuden städtischer Einrichtungen. Auch an den den historischen Handschwengelpumpen sind sie teilweise heute noch im Stadtbild präsent.

Foto: Norbert Lotz 10/2023
Foto: Norbert Lotz 10/2023

Handschwengelpumpe -Typ Kleiner Löwe-

Universitätsstraße / Höhe Städtisches Kaufhaus

 


Foto: Norbert Lotz 10/2023
Foto: Norbert Lotz 10/2023

Eine der beiden Löwenskulpturen an Leipzigs ältesten, noch funktionstüchtigen Brunnen und einzigster Doppelhandschwengelpumpe der Stadt. 

"Die beiden bronzenen Löwen und

die Pumpenschwengel entstanden nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow und wurden in Lauchhammer gegossen. Schadow gilt als bedeutendster Bildhauer des deutschen Klassizismus und schuf auch die Quadriga auf dem Brandenburger Tor."

Quelle und mehr Informationen gibt's hier

Foto: Norbert Lotz 11/2023
Foto: Norbert Lotz 11/2023

 

Säulentragende Löwenstatue am seitlichen Eingang der zwischen 1902 und 1904 unter der Leitung des Architekten Richard Lucht nach einem Entwurf von Stadtbaurat Arwed Roßbach im neoromanischen Stil erbauten Taborkirche in Leipzig-Kleinzschocher.

Foto: Norbert Lotz 09/2023
Foto: Norbert Lotz 09/2023

 

 

Einst frei weg Wasser speiend, nun etwas durch ein Fallrohr kanalisiert. Löwenkopf als Schmuckelemnt der Dachentwässerung an der Südfassade der Thomaskirche zu Leipzig.

Am heutigen Gebäude des Bundesverwaltungsgerichtes, dem einstigen Reichsgerichtsgebäude, 

das in siebenjähriger Bauzeit von 1888 bis 1895 nach Entwürfen der Architekten Ludwig Hoffmann und Peter Dybwad errichtet wurde, findet man neben zahlreichen Figurenschmuck auch Löwenplastiken in unterschiedlichster Ausführung. Das sich die „Mimik“ der, sich in Dreierfolge immer wiederkehrenden, Löwenköpfe auf die Darstellung von Kläger oder Beklagten im Verlauf des Gerichtsprozesses bezieht ist reine Mutmaßung meinerseits. ;-)

Fotos: Norbert Lotz 09/2023

Vielleicht hat sich ja der Architekten, eher vielleicht der Restaurator des Wohnhauses  Eutritzscher Straße 9, von diesen Löwendarstellungen inspirieren lassen. Denn hier findet man, zugebener maßen etwas lustig aussehende Löwenköpfe gleicher "Mimikabfolge":

 

Fotos: Norbert Lotz / 11/2023

Foto: Norbert Lotz 11/2023
Foto: Norbert Lotz 11/2023

 

Löwenfigur am Hauptgiebel des 1912-1913 erbauten „Städtisches Leihhaus“ am Wilhelm-Liebknecht-Platz (damaligen Yorkplatz) im Leipziger Stadtteil Gohlis. Architekt: Otto Wilhelm Scharenberg. Das Leihhaus war damals das erste Gebäude der Stadt, welches mit Fernwärme versorgt wurde.

 

Foto: Norbert Lotz 09/2024
Foto: Norbert Lotz 09/2024

Wohl einer der größten Löwenkopfdarstellungen der Stadt, jedoch schwer aus der Perspektive der engen Magazingasse heraus zu fotografieren: Löwe am oberen Gebäudeabschluß neben dem historischen Schriftzug "Leipziger Elektricitätswerke".

Dieses Gebäude (Magazingasse Nummer 3) war eine Unterstation bzw. ein Akkumulatorenhaus der Leipziger Elektrizitätswerke, erbaut von 1894 bis 1895, unter Mitwirkung von Paul Möbius. Hier wurde ehemals Drehstrom in Gleichstrom zur innerstädtischen Stromversorgung umgewandelt.

Fotos: Norbert Lotz 10/2023
Fotos: Norbert Lotz 10/2023

 

Sonne oder Löwe? Ich denke Löwe, sonst wär dieser Fassadenschmuck an der Alten Börse hier fehl am Platze. Aber eigenwillig nach Sonne sehen die Löwenkopfdarstellungen mit breit aufgestellter Mähne schon aus, oder?

Foto: Norbert Lotz 02/2024
Foto: Norbert Lotz 02/2024

 

 

Wappentragendes Löwenpaar am König Albert Haus Markt/ Ecke Barfußgäßchen. Das Gebäude der historischen Bausubstanz am Leipziger Markt, gegenüber dem Alten Rathaus, wurde zu Ehren König Albert von Sachsen im Jahr 1913 nach Plänen des Architekten Emil Franz Hänsel erbaut.

Foto: Norbert Lotz 08/2024
Foto: Norbert Lotz 08/2024

 

Einer der beiden, das Eingangsportal Brühl 54, flankierenden Löwen des einstigen Pelzhandelshauses Gebrüder Felsenstein.  

Die 1851 als Handschuhmanufaktur in der Nähe von Fürth gegründete Firma Gebr. Felsenstein war seit 1860 im Pelzhandel tätig und baute nach 1885 in Leipzig eine Filiale auf. Um 1900 erwarb sie Am Brühl 52 und 54 zwei nebeneinanderliegende Grundstücke und errichtete dort ein eigenes Handelshaus. 

Foto: Norbert Lotz / 10/2023
Foto: Norbert Lotz / 10/2023

 

Selbst in den ehemaligen Leipziger Vororten, wie hier an einem schönen Wohngebäude in Gohlis, Ludwig-Beck-Straße 18 / Ecke Breitenfelder Straße, schmückten die Architekten die teils sehr prunkvollen Gebäude mit Löwenfiguren.

Foto: Norbert Lotz / 05/2024
Foto: Norbert Lotz / 05/2024

 

Dieser schlafende Löwe befindet sich im heutigen AGRA-Park Leipzig-Markleeberg. Ob die Figur zum einst zum Schmuck des, durch den den Zeitungsverleger Paul Herfurth  angelegtem Park gehörte, welchen er auf dem zum Vorwerk Raschwitz gehörigen ehemaligen Wiesengelände anlegen lies, ist nicht nachweisbar. Jedenfalls befindet sich die Statue in der Nähe das 1896/97 für Herfurth als Sommersitz erbaute schlossartiges Gebäude, dem sogenannten „Weißen Haus“.

Zwei prächtige Löwenfiguren flankieren den Eingang der Villa Angerbrücke, Jahnallee 54 in Leipzig- Lindenau. Die Villa wurde im Jahr 1880 vom Architekten Bruno Grimm für den Kauf­mann O. E. Beyer als Villa errichtet . Damals lag Sie noch recht weit vor den Toren der Stadt, in Lindenau, Adresse: Ost­straße 7. 

 

“Im Jahr 1912 war der Friedrich Adolf Schulz Besitzer der Villa. Er betrieb auf dem Grund­stück in Fa. Fritz Schulz jun. AG eine Fabrik für chemisch-technische Produkte. Am 14. Oktober 1919 kaufte die Große Leipziger Straßenbahn die Villa wegen des ur­sprünglich viel größeren Grund­stücks, das nach dem Abbruch der Fabrik bis 1925 mit einem Teil des Straßenbahn­hofs Anger­brücke überbaut wurde. Die Villa diente zunächst als Beamten­wohnhaus, später als Ärzte­haus und Sitz der Betriebs­krankenkasse.

Das denkmalgeschützte Gebäude auf dem jetzt nur noch 1 690 Quadratmeter großen Grund­stück wurde 2008/09 saniert und dient jetzt als Gesundheits­zentrum.“

https://www.leipzig-lexikon.de/VillaBeyer

 

 

Bei der umfassenden Restaurierung des Gebäudes wurden auch die völlig verwitterten Löwenskulpturen nach alten Abbildungen von einem Steinmetz neu geschaffen. Ehemals aus Kalkstein nunmehr aus Sandstein. 

 

Fotos: Norbert Lotz 06/2024

Löwen an Hauseingangstüren

Nicht nur als steinerne Schmuckelemente sind Löwenköpfe in Leipzigs Straßen zu finden. So manche wunderschöne historische Hauseingangstür, meist gänzlich Schmuckstücke alter Schreibkunst, schmückt ein Löwenkopf in Holz. Hier einige Beispiele:

Foto: Norbert Lotz 02/2024
Foto: Norbert Lotz 02/2024

 

Löwenköpfe gibt es auch an Eingangstüren als metallene Türklopfer. Wie hier aus Messing(?) in der Hainstraße 2.

Löwen im Leipziger Zoo

 

Der Leipziger Zoo wurde am 9. Juni 1878 durch den Leipziger Gastwirt Ernst Pinkert (1844–1909) als privater zoologischer Garten auf dem Ratsgut Pfaffendorf gegründet. Löwen gehörten schon immer dazu. Nicht zuletzt, weil Pinkert von diesen großen Raubkatzen angetan war. 

 

Bereits über dem Haupteingang zum Zoo wird der Besucher durch eine Löwenplastik über dem großen Eingangsportal begrüßt.

 

 

Über die Jahrzehnte entwickelte sich der Zoo (auch) mit seiner Löwenzucht zu den aktivsten und angesehensten zoologischen Gärten weltweit. Die Haltungsformen und Präsentation der Tiere änderte sich rigoros. Das altehrwürdige Löwenhaus, oft Ziel von Zoobesuchen zu Kindheitstagen, wird nicht mehr als Tierkäfighaus benutzt. Für die großen Raubkatzen wurde 2001 die Löwensavanne „Makasi Simba“ eröffnet.

 

 

 

Bild: Anzeige des Leipziger Zoos vom "Besitzer E. Pinkert" im Leipziger Adressbuch von 1890.

 

 

 

Der Löwe ist nicht zuletzt durch den Leipziger Zoo auch als „lebendiges Exemplar“ mit der Stadt eng verbunden. Stattlich ist so ein Afrikanischer Löwe: 

Körperlänge: 140-190 cm; Schwanzlänge: 70-105 cm; Schulterhöhe: 80-120 cm. Bis zu 20 Jahre kann er alt werden. Zugegeben hatte ich gedacht er wird älter, aber ja, letztendlich ist es eine Katze :-) 

 

"Wussten Sie schon?

Der Zoo Leipzig ist historisch gesehen einer der größten Löwenzüchter weltweit. So kamen hier schon über 2.300 Löwen zur Welt. 2001 wurde unsere neue Löwenanlage Makasi Simba eröffnet, in der man die Löwen bei ihren täglichen Aktivitäten beobachten kann.

Afrikanische Löwen sind die einzigen geselligen Katzen. Ihre Rudel bestehen meist aus 1–3 verwandten Männchen und bis zu 10 Weibchen und deren Jungtieren. Während die Löwinnen auf die Jagd gehen und für den Nachwuchs sorgen, verteidigen die Männchen das Rudel. Ihre auffällige Mähne dient bei Kämpfen als Schlagschutz und ist ein Statussymbol. Männchen mit großen und dunklen Mähnen werden von Weibchen bevorzugt. Das Löwengebrüll ist über 5 km weit hörbar."

Quelle: https://www.zoo-leipzig.de/tier/afrikanischer-loewe/

Der "unsterbliche" Löwe Tamrin

Tamrin war der letzte Löwe der im Leipziger Zoo sein Leben im alten Raubtierhaus verbrachte, bevor die neue Löwensavanne entstand. Er starb im Juli 2000 im Alter von 19 Jahren. Der Zoo übergab das Löwenfell an das Leipziger Naturkundemuseum zur Anfertigung einer Plastik.

Der Präparator Horst Spicale, der 1972 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 in unserem Museum arbeitete, stellte sich dieser Herausforderung. Zunächst musste für das neue Innenleben des Löwenfells ein künstlicher Körper beschafft werden. Diese kostenintensive Nachbildung eines Löwenkörpers aus PU-Schaum fertigte eine Firma in den USA. Die Kosten dafür übernahm zum Teil die Sparkasse Leipzig. Nach Übernahme der Plastik stellte sich jedoch heraus, das der Körper aus Hartschaum nicht zum Körperbau des Löwen Tamrin paßte. Er war einerseits zu groß und andererseits zu mager. Um das Fell paßgenau überziehen zu können, bearbeitete Horst Spicale den Hartschaumkörper. Es wurde gesägt, geschnitzt, geraspelt und abgetragen wo etwas zu viel und aufgetragen und ergänzt, wo etwas zu wenig war. 

Dann war die Tierplastik mit Originalfell fertig und Löwe Tamrin bekam ein zweites, „ewiges“ Leben.

Die Leipziger und „Ihre Löwen“

 Irgendwie ist es nicht verwunderlich, das die Leipziger eine doch recht enge Beziehung zu Ihrem Wappentier aufbauen konnten. Löwenbabys waren in früheren Jahren beim Besuch des Leipziger Zoo willkommene „Mitglieder“ von Erinnerungsfotos. Harmlos erscheinend lagen Sie quasi hautnah auf dem Schoß der fotohungrigen Zoobesucher. Ob Mann, Frau und/oder sogar Kind gingen damals sprichwörtlich mit dem Löwennachwuchs auf Tuchfühlung. Ich weiß nicht ab und bis wann im Leipziger Zoo diese Möglichkeit bestand, ich kann bildlich jedoch ein familiäres Beweisfoto beisteuern welches meine Oma, meinen Opa zusammen mit meiner Cousine und eben besagten lebendigen! Löwenbaby zeigt:

 

Meine Oma Gertrud, Mutti Helga, Opa Paul und meine Cousine Christin auf einem Erinnerungsfoto bei einem Zoobesuch in den 70er Jahren.

Die Aufnahme und Aufzucht von Löwen im Leipziger Zoo war nicht immer erfolgreich. Auch in der "Neuzeit" musste man immer wieder mit Rückschlägen leben. 2001 wurde im Zoo die aus Spenden finanzierte Löwensavanne eröffnet. Sie nimmt eine Fläche von etwa 1400 Quadratmetern ein, davon  825 m² im Außenbereich.

"2001 zogen drei Hybrid-Löwen, zwei Männchen und ein Weibchen, in die neu erbaute Anlage ein. Trotz langfristiger Gewöhnung der Männchen an das Weibchen am Sichtgitter tötete ein Männchen das Weibchen beim ersten Kontakt. Die Männchen wurden anschließend an einen anderen Zoo abgegeben. 2002 und 2003 erhielt der Zoo aus dem Zoo Lissabon insgesamt 3 junge Angola-Löwen. Eine Katze verstarb 2004 an einer akuten Leukämie. Da die verbliebene Katze ihre Jungtiere nicht annahm bzw. kurz nach der Geburt erneut rollig wurde, entschied man sich schließlich zur dauerhaften Kontrazeption. Nach dem Tod der Katze verließ der zurückgebliebene Kater den Zoo am 12. August 2016 in Richtung Jaderberg."

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zoo_Leipzig

 

Foto: NL / 27.07.2023
Foto: NL / 27.07.2023

 

Als der erste Leipziger Zoodirektor Ernst Pinkert am 28. April 1909 starb fand er seine letzte Ruhestädte in einem repräsentativen Grab auf dem Leipziger Nordfriedhof. Pinkerts Leidenschaft galt bei seiner Tätigkeit als Zoodirektorganz besonders den Löwen. Ihm ist die weltberühmte Leipziger Löwenzucht zu verdanken. Und, wie sollte es anders sein, schmückt und beschützt den Sarkophag seither ein großer liegender, steinerner Löwe. 

 

Der Löwe als Markenzeichen

Die Leipziger lieben „Ihre Löwen“ und nicht nur wegen dem „Löwencenter Leipzig“

Was wie eine Aufzuchtstation für Löwen klingt ist ja bekanntlich ein Konsumtempel am Leipziger Stadtrand, natürlich mit löwenstarken Angeboten ;-) „Herzlich willkommen im Löwen Center Leipzig! Wir bieten Ihnen mit rund 30 Shops auf 42.000 Quadratmetern starke Vielfalt zu niedrigen Preisen und den besten Service. Entdecken Sie das Löwen Center, Ihren starken Partner für den Einkauf in Leipzig!“

https://www.loewencenter.de 

 

Nicht selten verwenden Leipziger Unternehmen, Vereine und Institutionen eine Löwenkopfdarstellung in Ihrem Logo. So gibt es zahlreiche Sicherheitsunternehmen, Wachdienste und Personalserviceagenturen, die einen Löwen im Markenzeichen und/oder „Löwen-„ im Namen haben. Es existiert ein Angelverein, die „Leipziger Löwen e.V.“, die allerdings einen Karpfen im Vereinswappen tragen. Ein bekanntes Leipziger Taxiunternehmen präsentiert sich als „Löwen-Taxi“ mit freundlichem Löwenkopf-Antlitz. 

 

Sportlich gesehen sind in Leipzig Löwen stark vertreten. da gibt es den Sportverein die „Leipziger Sportlöwen e.V.“ 

Und beim „Schwimm- und Sportvereins Leutzsch e.V.“ werden allmählich Wettkämpfe rund um die Vergabe des Leipziger Löwenpokals ausgetragen. 

Mehr dazu gibt´s hier zu lesen 

 

Neben sicherlich noch zahlreichen anderen Firmen und Institutionen, die sich mit dem Leipziger Wappentier schmücken, gibt es sogar den 1. Leipziger Löwenfanclub, der am 11.04.2009 gegründet wurde:

Mehr dazu gibt's hier 

Und wer noch nicht genug hat von den "Löwensichtungen" in Leipzig muss den Kopf nicht hängen lassen. Es gibt noch weiteres Fotomaterial und interessante Geschichten und Entdeckungen rund ums Leipziger Wappentier.

Freuen würde ich mich über ein paar Zeilen von Dir als Feedback zu Herangehensweise, Umsetzung, Inhalt und/oder Gestaltung. 

Kritische Worte sind stets Ursprung zur möglichen Verbesserung. Also her damit ;-)  

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